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ANTI
HITS
Musik der Welt (nicht nur) fürs Radio
Perlen der Songpoesie
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Starke Lieder leichter finden.
DER VIELFALT EINE CHANCE!
Ob es wirklich der Weisheit letzter Schluss war, die Formate elektronischer Medien auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gleich zu schalten und ihren Fundus bis auf einen dünnen Bodensatz des immer Gleichen einzudampfen, muss sich erst noch erweisen. Da sind aus guten Gründen jede Menge Zweifel angebracht. Nicht wenige wenden sich jedenfalls mit Grausen ab von aufgeblasener Uniformität und purem Kommerz, das Lager der Weghörer sucht nach Alternativen. Gar nicht auszudenken, es gäbe nur noch Inspirationen zu hören, die zuvor eine strenge Zensur von Marktforschung und Marketing passiert haben. Alles würde sang und klanglos veröden, Kreativität und Phantasie könnten leicht verkümmern. Wer will das schon. Tag ein Tag aus nur Konformität; sowas vergeht auf Dauer.
Deshalb verspricht gerade Vielfalt die nachhaltigsten "Quoten", braucht sich im Zeitalter des Formatradios Radio von Format überhaupt nicht rar zu machen. Und zwar in allen Sparten. Von den pop-orientierten mainstream Laufbändern bis zu den Spezialprogrammen, das Potential an Variationen und Möglichkeiten der Musik der Welt ist bekanntlich schier unerschöpflich.
Unsere Antihits-Playlist soll in diesem Kontext Anregungen geben, auf besonders beachtenswerte Einzeltitel aufmerksam machen, Musikredakteuren oder Programmgestaltern die Sendequalitäten dieser Werke ans Herz (!) legen, Neugier erwecken und Überhörer zum wieder Hinhören ermutigen. Und allen, die gute Songs zu schätzen wissen, als ergiebige Fundgrube dienen.
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Toptipp
Kleines Korn mit grosser Wirkung
SHARON BURCH - CORN SONG
Seit Jahrtausenden wird Mais gezüchtet und bildet in vielen Regionen des amerikanischen Kontinents eine wichtige Grundlage für die Ernährung der Menschen. Daran hat sich bis heute so gut wie Nichts gändert. Und seit der Kolonisierung Amerikas durch das "alte Europa" ist diese Kulturpflanze auf der ganzen Welt verbreitet und aus der globalen Agrarproduktion nicht mehr wegzudenken. Angesichts schrumpfender Erdölreserven glaubt mittlerweile sogar die Kraftstoffindustrie, unseren Ressourcenhunger mit Pflanzen wie den Mais lindern zu können. Kein Wunder also, wenn auch grosse Gen-Konzerne zugreifen um solche (Schlüssel-) Pflanzen mit allerlei dubiosen Heilsversprechen unter ihre Kontrolle zu bringen. Nicht allein indigene Völker laufen Gefahr, Sortenvielfalt und Nutzungsrechte einzubüssen. Da schleicht sich eine weitere Enteignung ein und braut sich eine neue Supermacht zusammen. Mithin gibt es reichlich gute Gründe, die Verbindung von Mais und Mensch zu besingen. Genau so, wie es der Navajo Sharon Burch mit ihrem Mais-Lied so trefflich gelingt. Sie hat sich in der zeitgenössischen Musikszene der Nordamerikanischen Indianer als Singer-Songwriter einen Namen gemacht und ist mit diesem Song auch in der Musik-Anthologie "Indian Summer Sounds" vertreten. MEHR .
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Türkisch-Deutsche Inspirationen
CAN TUFAN - GEÇTI DOST KERVANI
Überall ist jetzt von Integration die Rede. Doch unklar bleibt, in was überhaupt und jeder meint etwas anderes. Ob Assimilation, Anpassung, Sprache oder Fuss fassen, besser (über-) leben oder einfach nur Glückssuche, nichts passt so richtig zusammen. Die Verwirrung ist allgemein. Und immer noch und allen bösen Erfahrungen zum Trotz schimmern völkische Ressentiments durch, die skrupellos um vermeintlicher Macht willen geschürt werden. Da braucht es starke Gegenkräfte, um eine produktive Balance zu finden, und die entfalten sich bekanntlich am Besten durch persönliche Beziehungen. Wie im Falle des türkisch-zypriotischen Sängers Can Tufan und des deutschen Konzertgritarristen Andreas Lieberg mit ihren türkisch-deutschen Inspirationen. Eine enge Kopplung des reichen vorderasiatischen Erbes mit klassischer europäischer Gitarrenkultur bereiten einen fruchtbaren Boden und machen die Geschichte spannend. Auf türkische, auf europäische Art: Alla Turca, Alla Franga. So entsteht etwas Neues, so geht "Integration". MEHR .
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Migration & Musik
DOLORES KEANE - SLIABH GALLION BRAES
Lange Zeit waren Europäer zur Auswanderung gezwungen und haben die grossen Kolonialmächte in Folge der Industrialisierung ihren Bevölkerungsüberschuss in die weite Welt geschickt. Überwiegend nach Amerika, dem ach so gelobten Land, wo das Brot vorgeblich an den Bäumen wächst und einfach nur gepflückt werden braucht. (E-)Migration ist also auch eine europäische Erfahrung, gerade die Iren können manches Lied davon singen. Nicht allein dank ihrer katholisch-konformen Geburtenrate war die Grüne Insel ein typisches Auswandererland, seit Ende des letzten Jahrhunderts ist es umgekehrt. Heute zieht der keltische Tiger die Menschen von weither an, ist in der traditionesreichen Gesellschaft die Migrationserfahrung noch sehr präsent und in kollektiver Erinnerung. Gut zu hören bei diesem klassischen Auswandererlied in einer höchst artifiziellen Interpretation der irischen Folk-Diva Dolores Keane. MEHR .
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"Stille" Helden
ANDY IRVINE - RAOUL
WALLENBERG
Man nennt sie "stille Helden". Gemeint sind Menschen, die alles wagen, darüber aber kein Aufhebens machen strikt ihrem Gewissen folgen. Einer davon war der schwedische Weltbürger Raoul Wallenberg. Der wurde 1912 in Stockholm geboren, studierte Jura in Frankreich, Architektur in Michigan, USA und absolvierte eine Banklehre in Haifa. Ausgestattet mit einem schwedischen Diplomatenpass und Spendengeldern reiste er im Juli 1944 nach Budapest, um sich dort für die bedrohten Juden einzusetzen. Denn angesichts der sich nähernden Front hatten deutsche SS und ungarische Pfeilkreuzler damit begonnen, die jüdische Bevölkerung zusammen zu treiben und zur Vernichtung in die KZs zu transportieren. Wallenberg eröffnete Schutzhäuser mit exterritorialem Status, stellte unzählige Schutzpässe aus, tat alles in seiner Macht stehende, um Verfolgte aus den Naziklauen zu befreien und rette mit seinem Engagement zehntausenden Menschen das Leben. Nach der Eroberung von Budapest durch die Rote Armee wurde er im Januar 1945 zusammen mit seinem Mitarbeiter Vilmos Langenfelder von den sowjetischen Militärbehörden verhaftet und nach Moskau verschleppt. Seither gilt er als verschollen. Angeblich soll er 1947 in einem Moskauer Gefängnis verstorben sein. Beweise dafür gibt es nicht. Gerüchten zufolge sei er in einem sibirischen Straflager umgekommen, sein Schicksal ist trotz mehrfacher Untersuchungen bis heute ungeklärt. Mit dieser Ballade möchte der irische Singer-Songwriter Andy Irvine an den "stillen Helden" Raoul Wallenberg erinnern und dessen Lebensleistung würdigen. MEHR .
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Globales
Empfinden
WIZZ JONES - PLANET WITHOUT A
PLAN
In
der Tat, mit dem Foto der NASA-Astronauten vom
Aufgang des blauen Planeten über dem klaren
Mondhorizont geraten alle Identitäten in den
Blick. In dieser Hinsicht vielleicht sogar ebenso
wegweisend wie die Erkenntnis, dass die Erde weder
eine Scheibe ist noch im Zentrum des Universums
steht. Das Wissen um die Eigenverantwortlichkeit
für den Erhalt natürlicher
Lebensgrundlagen und die Potentiale menschlichen
Vermögens hat Tradition und fusst auf bitteren
Erfahrungen vergangener Zeitalter und
Zivilisationen. Alles hing immer mit allem
zusammen, doch spätestens seit Beginn des
industriellen Zeitalters und einem rasanten Anstieg
der Weltbevölkerung mit - abgesehen von Licht
und menschlicher Vorstellungskraft - limitierten
Ressourcen geht es ums Ganze und sind alle gefragt.
Schon vor gut einem halben Jahrhundert begannen
Wissenschaftler, sich zu kümmern. In den 70er
Jahren des 20. Jhdts. sprach der Club of Rome von
den Grenzen des Wachstums, "Global Warming" macht
nicht erst jetzt von sich Reden. Und natürlich
sind solche epochalen Fragen auch in der Songpoesie
längst ein Thema. Zum Beispiel in diesem
(Protest-) Song des Londoner Gitarristen Wizz
Jones, den er 1980 mit dem renommierten Folkjazz
Bassisten Danny Thompson eingespielt hat.
MEHR .
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Rasante Raffinessen
TIERRA - MARIPOSA
Ein kubanisches Volkslied mit dem Potential eines waschechten Gassenhauers, infiziert von iberischem Lebensgefühl, getragen von einer deutsch-andalusischen Freundschaft und einer großen Liebe zum Flamenco. Damit hat die grenzüberschreitende Gemengelage des Ensembles "Tierra" um den Bildhauer, Sänger, Gitarristen, Poeten und leidenschaftlichen Gastgeber Jorge La Guardia einen veritablen heimlichen Hit gelandet. Jorge stammt aus Granada, lebt lange in Deutschland und gibt der ganzen Geschichte eine unverwechselbare Stimme. Seine musikalische Liäson mit dem Gitarristen, Komponisten und Produzenten Wolfgang Stute und einigen der brillantesten am Flamenco orientierten Gitarristen Deutschlands hat sich früh in den 80ern entfaltet und seither eine Fülle interkultureller Geniestreiche dieser Art in Szene gesetzt. Musikalische Früchte der Migration, ohne die wäre das alles nicht passiert. "Jenseits von Moden!" (Frankfurter Rundschau). MEHR .
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Von
zeitloser Ausstrahlung
GUY CARAWAN - TAKE THE CHILDREN AND
RUN
Guy
Carawan hatte als Musikfachmann im Team von Dr.
Martin Luther King massgeblichen Einfluss auf die
musikalischen Belange und Kampagnenkonzepte der
amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in ihrem
Kampf gegen Apartheid, rassische, soziale und
kulturelle Diskriminierung. Der Musiksoziologe,
Folkforscher und Musiker gehört zu den
Pionieren des politisch engagierten Folkrevivals in
den USA. Gemeinsam mit seiner Frau Candie hat er
bedeutende Liedersammlungen herausgegeben, zahllose
Aufnahmen veröffentlicht sowie - mit Gitarre,
Banjo, Dulcimer, Hackbrett, Flöten und jede
Menge starker Songs im Gepäck - weltweit ein
ganz anderes Amerika repräsentiert, als es
kommerzieller und politischer Mainstream gemeinhin
suggerieren. Der kalifornische Liedermacher Don
Lange schrieb diesen Song unter dem Eindruck der
schweren Havarie eines Nuklearreaktors auf Three
Miles Island bei Harrisburg, Pennsylvania. Das Lied
hat auch zwanzig Jahre nach dem desaströsen
Supergau im Atomkraftwerk Tschernobyl nichts von
seiner Aktualität eingebüsst.
MEHR .
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1.
Latinpop Tipp
DENISE M'BAYE & HAVANA - MI
MUNDO
Ihre
Mutter ist Bankangestellte, der Vater Kunstmaler.
Ihre familiären Wurzeln reichen in den
Senegal, nach Indonesien, Holland und Deutschland.
Solche Bezüge und ein multilinguales
Elternhaus, in dem Menschen unterschiedlichster
Nationalitäten verkehren, war für sie
etwas ganz Alltägliches. Sie denkt in ihren
Muttersprachen Deutsch und Französisch und
spricht ausserdem fliessend Englisch und Spanisch.
Die Sängerin, Rapperin und Schauspielerin
Denise M'Baye steht für eine neue Generation
talentierter junger Musiker, die im eigentlichen
Sinne multikulturell geprägt wurden und
aufgrund dieser Erfahrungen ihre persönliche
künstlerische Identität entwickeln.
Mehrsprachige Songs und raffinierte Fusionen sind
so zum Markenzeichen von Denise M'Baye geworden.
Ihre unkonventionelle Salsa-Rap Einspielung mit der
Latinband "Havana"
ist dafür ein gutes Beispiel.
MEHR
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2.
Latinpop Tipp
HAVANA - MERENGUE DE HAVANA
Spannende
Wechselwirkungen zwischen orchestraler Disziplin
und unbändiger Lebensfreude, handwerklicher
Akkuratesse und entfesselten Leidenschaften
gehören zu den Essenzen der Latinmusic. Das
Latinorchester "Havana" ist bekannt für seine besondere Art, diese Pole in Einklang zu bringen. Seit mehr als zwei Dekaden Jahren gelingt es dem Bandleader, Komponisten und Jazzlehrer Kurt Klose mit grossem Geschick und Einfühlungsvermögen, eine illustre Schar erfahrener Profis und hochbegabter Newcomer für sein Latinlabor zu begeistern und es zu einer Talent- Ideenschmiede zu machen, die in Europa ihresgleichen sucht. Unter solchen günstigen persönlichen Konstellationen hat sich das ebenso konzertante wie bewegende Havana Konzept entwickelt. Kurz: Tanz- und Unterhaltungsmusik von Format. Wie diese Merengue aus der Feder des Havana Mastermind Kurt Klose. MEHR .
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3. Latinpop Tipp ISABELLA CELENTANO & HAVANA - SAMBUCA
Eine unkonventionelle Vita, die man raushören kann. Talent und Fantasie entfalten sich bekanntlich am besten im Schweisse ihres Angesichts. Die italienische (Jazz-) Sängerin Isabella Celentano hat das stark gemacht. Ihre künstlerische Arbeit profitiert von fundierten Grundlagen und weit gesteckten Horizonten. Sie stammt aus Mailand, hat dort die deutsche Schule besucht und anschließend im Guiseppe Verdi Konservatorium bei Giorgo Gaslini experimentellen Jazz studiert. Mit 20 ging sie nach Deutschland, um an der Uni Hildesheim bei Wolfgang Roscher Kulturpädagogik mit dem Schwerpunkt Jazz zu belegen. Sie absolvierte Jazz-Kurse an der Musikhochschule in Hamburg, an der Akademie Remscheid und an der Berklee School in Peruga bei Jazz-Größen wie Manfred Schoof, Rachel Gould, Bob Stoloff oder Charlotte Lehmann, war als Musikpädagogin an Theaterprojekten mit Kindern engagiert und arbeitete am Mozarteum in Salzburg. Derzeit lehrt sie modernen Jazzgesang am Pergolesi-Institut in Ancona. Gleichzeitig sammelt sie jede Menge praktische Erfahrungen als Sängerin in Latin-/Jazz-Bands, bei Schallplattenaufnahmen und dem Selberkomponieren. Ein eigenes Album geriet 2001 gar zu einem Achtungserfolg, der internationale Kreise bis in den fernen Osten nach Japan zog. Damit wurde sie zu einer klassischen ’Musiker/in der Musiker’ des italienischen Jazz. Ihre wohl komponierte und lebendig servierte Salsa ist einem ganz besonderen Teufelszeug gewidmet. Das gehört zum (Latin-) Jazz einfach dazu. MEHR . |
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Folkpop
Tipp
MIKE HANRAHAN - SHADOW
Nirgendwo ist die Liedersänger- und Macherdichte höher als in Irland. Dort fallen Poesie und Musik auf fruchtbaren Boden, gedeiht eine bunte Musikszene, die auf starre Abgrenzungen pfeift und eher genreübergreifend tickt. Irische Wurzeln sind eine ergiebige Quelle für die Popularmusik der Welt. Viele ihrer Facetten brauchen Folk zum Leben, Übergänge sind oft fliessend. Wie zum Beispiel beim Singer-Songwriter Mike Hanrahan. Geprägt von der traditionellen Musik seiner westirischen Heimat, begann er seine Laufbahn mit amerikanischem Country, wurde international bekannt als Sänger und Gitarrist der Irish Folk Topband "Stockton's Wing" und versorgt heute in der äusserst regen Dubliner Szene viele prominente Kollegen mit erstklassigen Songideen. Er versteht sich besonders auf "handmade music", die sich auch im "mainstream" weit über die Folkwelten hinaus zu behaupten weiss. MEHR
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Aus
dem roten Amerika
ANNIE HUMPHREY - SPIRIT
HORSES
Eine neue indianische Stimme verschafft sich Gehör. Annie Humphrey hat das Zeug, eine der ganz grossen ihrer Zunft zu werden und das Erbe berühmter Vorbilder wie der Indianer-Sängerin Buffy Sainte-Marie zu übernehmen. Die Ojibway (Anishinaabe) aus Nord-Minnesota und "Nammy" Preisträgerin macht dem engagierten Songwriting in der zeitgenössischen Musikszene der Indianer Nordamerikas alle Ehre. Sie versteht ihre musikalischen Aktivitäten als Teil ihres politischen und sozialen Engagements für ökologische Belange, eine lebendige Kultur ihres Volkes und die indianischen Menschenrechtsbewegungen. Vokal wird sie bei diesem Song von dem bekannten Poeten und Indianeraktivisten John Trudell begleitet. Der hat mit dem "Speech rock" eine frühe Form von Poetry Slam erfunden, wobei Rezitation mit explizit dynamischer Musik interagiert und verblüffende Effekte erzielt. Zu hören auf der Musikanthologie "Indian Summer Sounds". MEHR
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Songklassiker
der Südsee
BOBBY HOLCOMB & ANGELO NEUFFER - MY ISLAND
HOME
Das Klischee einer paradiesischen Südsee war so in sich noch nie stimmig. Schon gar nicht nach Kolonisierung und Vereinnahmung, Verheerungen des zweiten Weltkrieges und ökologischen Verwüstungen tickender Zeitbomben, die einige Nuklearmächte in dieser Weltgegend der Gegensätze hinterlassen haben. Auch wirtschaftliche Not und sozialer Emigrationsdruck gehören in weiten Teilen Polynesiens zum Alltag. Über Heimweh braucht man sich also nicht zu wundern. Das hat diesen Song von Tahiti bis Australien populär gemacht. Der leider noch relativ jung verstorbene Maler, Dichter und Musiker Bobby Holcomb war einer der einflussreichsten Künstler Polynesiens, seine Arbeit hat der zeitgenössischen Kunst- und Musikszene dort eine ebenso moderne wie traditionsbewusste Orientierung gegeben und eine ganze Generation polynesischer Musiker inspiriert. So auch den Liedermacher Angelo Neuffer, mit dem ihm eine enge Freundschaft verband. MEHR
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Irische
Avantgarde
ANDY IRVINE - RAINY SUNDAYS
Ein
virtuoser Instrumentalist, ein nuancenreicher
Sänger, ein phantasievoller Komponist und
Lyriker, als waschechter "Folkfreak"
grenzüberschreitend und "never tire of the
road" (so einer seiner Klassiker), nur selten
kulminieren solche besonderen Attribute so
kongenial in einer Person, wie bei dem irischen
Singer- Songwriter Andy
Irvine.
Er gehört zu den Pionieren der modernen Irish
Folk Music und hat in den letzten Dekaden ihre
weltmusikalische Öffnung wesentlich
beeinflusst. Seine weitreichenden musikalischen
Brückenschläge haben ihm international
grosse Reputation verschafft. Authentizität
setzt eigene Erfahrung voraus. Gut zu hören
bei diesem folk-jazzigen Longsong. Andy Irvine:
"Immer bereit, dem Herzen und nicht dem Verstand zu
folgen, verrannte ich mich vor vielen Jahren in
eine einseitige Romanze. Es ist nie etwas daraus
geworden, doch für lange Zeit hat sie mich
nicht mehr losgelassen." MEHR
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Schottische
Avantgarde
DICK GAUGHAN - A DIFFERENT KIND OF LOVE
SONG
Die weitaus meisten Lieder handeln von Liebesdingen oder sind zumindest aus solchen Gefühlsverwicklungen heraus entstanden. Das ist von Natur aus so. Der Reichtum an Varianten tendiert deshalb gegen unendlich. Im übertragenen Sinne gilt das auch hier. Und doch sind die Unterschiede bei dieser speziellen Art von Liebeslied weitreichend, provoziert die Vorstellung eines "politischen" Liebesliedes skeptische Gemüter zu leidenschaftlichen Kontroversen. Und denen ist der schottische Liedermacher und Gitarrist Dick Gaughan noch nie aus dem Weg gegangen. Weder in der Wahl seiner musikalischen Mittel noch hinsichtlich der politischen Präferenzen seiner künstlerischen Ambitionen. "Unbequem ist er, aber musikalisch feinfühlig" war dazu in der FAZ zu lesen. Und "DIE ZEIT" urteilte: "So intim wie expressiv in den Nuancen, dabei so wunderbar modulationsfähig, wie man es nicht lernen kann, sondern als Erbe mitbekommen musste." MEHR
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Klassischer
Folksong
WIZZ JONES - TWO HUNDRED MILES
AWAY
Der Einfluss des Londoner Gitarristen und Sängers Wizz Jones auf viele europäische Folk- (Blues-) Interpreten ist bis heute nicht zu überhören. Seine Verschmelzung amerikanischer Stilistiken mit den artifiziellen Spielkulturen grosser englischer Gitarrenmeister wie Bert Jansch oder John Renbourne zu einem neuen "Folkswing" war für viele eine echte Offenbarung. Prominente Kollegen wie Ralph Mc Tell oder der deutsche Gitarrencrack Werner Lämmerhirt können ein Lied davon singen. Rowohlts "Folk-Lexikon" bringt es auf den Punkt: "Im Kreis der am Folk-Blues orientierten Gitarristen Englands eine konzertante Grösse. In einem wahren Kraftakt verschafft er jedem einzelnen Ton seine Bedeutung in einer durchdachten Rhythmusstruktur." So zaubert er mit höchster Präzision und Dynamik eine ungemein dichte und angenehm entspannte Atmosphäre. Was dieser Song von Folkfriends über Folkfriends treffend bestätigt. MEHR
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Der
Mann mit dem Banjo
DERROLL ADAMS - I'M SAD AND I'M
LONELY
Es
regnete in Strömen, als 1975 beim
legendären Cambridge Folk Festival ein Mann
mit dem Banjo die grosse open air Bühne betrat
und seine Lieder zu singen begann. Niemand
rührte sich von Fleck, keiner der rund 6.000
Zuhörer flüchtete ins Trockene; alle
nahmen gebannt in sich auf, was ihnen da ein etwas
verknautscht wirkender Cowboytyp mit seiner sonoren
Stimme zu singen und zu sagen hatte. Alle
verstanden: er weiss, wovon er singt. Jeder merkte
sofort: ein ganzes Leben steckt in solchen
Momenten. Dieses Gastspiel des us-amerikanischen
Folksängers Derroll Adams gilt als eine der
Sternstunden des internationalen Folk und war in
seiner Wirkung geradezu typisch für ihn. Der
irische Musiker Finbar Furey berichtet darüber
in seinem Lied "Derroll In The Rain" . Sein
berühmter Kollege Donovan (Leitch) schrieb den
Song "Epistle To Derroll". Viele Stars der
Folkszene halten grosse Stücke auf ihn.
Derroll Adams wurde 1925 in Portland, Oregon
geboren und ist im Februar 2000 in Belgien
verstorben. Ein Leben voller Geschichten. In jedem
Song ein Stück davon. MEHR
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Sentimentale
Rebellen
COCHISE - LACHT MICH RUHIG
AUS
Einer Band den Namen des Chiricahua-Apachen Chief Cochise zu geben, will etwas heissen. Seit ihrem spektakulären Debut im Jahre 1979 bis zur Auflösung in den 90ern spielte Cochise im bunten Spektrum der Alternativ-, Umwelt- und Friedensbewegung eine weitreichende musikalische Rolle. Unverdrossen unterwegs, an allen Brennpunkten präsent, auf unzähligen kleinen und grossen Bühnen kreuz und quer im ganzen Land. Dabei stets kreativ rebellisch und auf strikte Distanz zur etablierten Musikindustrie bedacht. Musikalisch und natürlich auch politisch absolut undogmatisch und antiautoritär, von Folk, Folkrock, diversen Rockstilen, von Ska bis Reggae, da muss auch einmal ein ganz privater, herrlich sentimentaler Schlager erlaubt sein. "Geschrieben auf einem Felsen, an einem See, im Sonnenuntergang an einem der nicht enden wollenden skandinavischen Sommerabende." MEHR
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Aus dem wirklichen Leben
DICK GAUGHAN & ANDY IRVINE - THE DODGERS
SONG
Das schottische Liedermacher-Urgestein Dick Gaughan und der irische Ausnahmemusiker Andy Irvine haben sich diesen US-Folksong aus dem Repertoire der legendären "Alamanac Singers" vorgenommen, ihn mit eigenen musikalischen und lyrischen Ideen frisches Leben eingehaucht und mit ihrem grossem Können in eine höchst gediegene Form gebracht. Behaupte da niemand, die Themen und Intentionen solcher Folksongs hätten sich überlebt oder ihren Gehalt eingebüsst. Ganz im Gegenteil! Hinterlistige Schlitzohren, kaltblütige Gauner und korrumpierte Seelen treiben nach wie vor überall in Politik und Gesellschaft ihr schnödes Unwesen, daran hat sich kaum etwas geändert. Auch und erst recht nicht in diesen Zeiten, ein kritischer Blick auf das aktuelle Tagesgeschehen genügt. Dann wundert einem kaum noch was. MEHR
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Reverenz
an Robert Burns
ANDY M. STEWART - A RED RED
ROSE
Einige
nannten ihn einen "Liederschmied". Andere einen
echten Lebemann und freiheitsliebenden Bonvivant.
Viele Zeitgenossen rühmen seine polyglotte
Bildung und sehen in Leben und Werk des
schottischen Dichters Robert Burns (1759 - 1796)
eine kongeniale Symbiose von kritischer Vernunft
und ganz grossem Gefühl. Aus
kleinbäuerlichen Verhältnissen zum
Nationaldichter mit kosmopolitischer
Identität, das hat im Europa der
Aufklärung Aufsehen erregt. Und dann sein
unglaubliches Talent, komplex gewachsene Musiken in
Worte zu fassen. Heine und Goethe zum Beispiel
waren schwer beeindruckt. Musikalisch hat Burns
Lebenswerk von den Klassikern wie Beethoven oder
Haydn bis in die klassische Moderne eines Alban
Berg Wirkung entfaltet. Auch für das
zeitgenössische angelsächsische
Folkrevival gilt heute sein damals
revolutionäres Verhältnis zur
traditionellen Volksliedkultur und ihrer
Fortentwicklung als Vorbildhaft. Kaum eine
Grösse der schottischen Folkszene, die sich
nicht auf Burns bezieht und sich mit dessen Werk
beschäftigt. So auch der Top-Sänger Andy
M. Stewart, der gemeinsam mit seinem irischen
Kollegen Manus Lunny und Musikern dessen Band
"Capercaillie" dem großen Dichter mit seinen
"Songs Of Robert Burns" alle Ehre macht. Darunter
auch mit diesem Prachtstück einer
meisterhaften Liebesbezeugung.
MEHR
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Subtile
Reminiszenzen
JAKE WALTON - SONG OF
PARTING
Jake
Walton lebt in Cornwall. Für Folkartisten
seines Schlages ist das eine ideale Umgebung. Die
britische Fachpresse bezeichnet ihn als einen
"wahrhaften Troubadour", das erklärt vieles.
Und mag vielleicht anachronistisch anmuten, liegt
aber ziemliche nahe, lässt man sich mit
unbefangener Neugier auf die Klangkosmen eines
zeitgenössischen, modernen Troubadours wie
Jake Walton ein. Komplexe musikalische Bezüge
kunstvoll im Stile keltischer Ornamentik
verflochten, seine feinfühlige, in diesem
Sinne hoch-auflösende Art zu singen und
geschickt gewählte Instrumentierungen erzielen
ganz eigen-artige Tiefenwirkungen und bilden einen
wohltuenden Kontrast zu Synthetik-Sounds und
Fliessbandproduktionen, die allenthalben den
Äther mit ihrem Musikmüll verpesten. Wie
bei diesem herrlich melancholischen Abschiedslied,
das sich als Outro einer Playlist geradezu
anbietet.
MEHR
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Unter MEHR finden Sie das jeweilige Werk in Textform mit allen Besetzungsinformationen Quellenangaben und weiteren Links, in einigen Fällen auch mit Audio-Hörproben im mp3 Format. Die Spieldauer der Hörproben variiert zwischen einer und zwei Minuten. Sollten die betreffenden Quell-Tonträger nicht im Privat- , Redaktions- oder Schallarchiv vorhanden sein, helfen wir gern weiter. Sie erreichen uns per E-Mail . Postadresse und Telefon/Fax-Nummer siehe Impressum.
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